Carlo
LEBEN
2. Juni 1924
Geburt in Hamburg
1924 – 1932
Kinderjahre in Hamburg-Barmbek.
bis 1940
Intensive Beschäftigung mit der bildenden Kunst,vor allem mit den Werken von Dürer und Rembrandt sowie der Expressionisten Munch, Nolde und Barlach. Frühe eigene Werke erregen die Aufmerksamkeit der Erwachsenen.
1942
Einberufung zur Wehrmacht. Während der Grundausbildung in Dänemark ereilt Kriete die Nachricht vom Selbstmord der Mutter.
1943
Der 18-jährige wird als Soldat an die Ostfront in der damaligen Sowjetunion abkommandiert.
1944
Bomben zerstören die elterliche Wohnung. Dabei geht auch das bis dahin geschaffene Frühwerk verloren. Schwer verwundet kehrt Kriete aus dem Krieg zurück. In Hamburg zieht er in die Wohnung seines Vetters Werner Thiele im Waterblöken 19 (Rahlstedt). Durch Vermittlung von Marie Luise Freiin von Hodenberg, Äbtissin im Kloster Lüne, erhält Kriete Gelegenheit zu ausgedehnten Malstudien im dortigen Kloster. Erste Bekanntschaft mit Hanns Henny Jahnn und dem Universalkünstler Heinrich Steinhagen. Steinhagen nimmt Kriete als Privatschüler auf. Beginn der lebenslangen Freundschaft mit dem Hamburger Komponisten Joachim Schweppe (1926 – 1999).
1945
Stipendium für das Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Bekanntschaft mit den Hamburger Malern Walter Oldenburg und Emil Kritzky.
1947
Erste Ausstellungen in Hamburg und Lübeck.
1948
Tod Heinrich Steinhagens. Carlo Kriete beginnt Verhandlungen mit der Hamburger Kunsthalle und anderen Institutionen um die angemessene Würdigung des Künstlers und den Erhalt des Hauses Steinhagens. Noch im Todesjahr Steinhagens organisiert Kriete mit Freunden eine erste Gedenkausstellung. Auf Empfehlung von Dr. Wolf Stubbe, des ehemaligen Kustos der Hamburger Kunsthalle, nimmt Kriete an der großen Kunstausstellung zur 700-Jahr-Feier Rahlstedts teil.
1951
Teilnahme an der „Großen Deutschen Kunstausstellung” in Berlin.
ab 1952
Zusammen mit anderen Hamburger Künstlern wohnt Carlo Kriete in dem Gesamtkunstwerk „Haus Steinhagen” in Rahlstedt. Fortsetzung des intensiven Studiums der Alten Meister. Seinen Lebensunterhalt verdient sich Kriete als Fensterputzer; Längere Studienreisen nach Belgien und Holland.
1954
Mit fast nichts in der Tasche begibt sich Kriete für drei Monate nach Paris; „Totalstudium des Louvre”.
1958
Der Kampf um den Erhalt des Steinhagen-Hauses beginnt. Kriete unterstützt Steinhagens Witwe Maria bei der Verteidigung des Gesamtkunstwerkes gegen unsinnige Auflagen der Baubehörde. Vegebens: Kriete und die anderen Bewohner müssen das Haus verlassen. Er bezieht eine Laube in der Bargteheider Straße (Rahlstedt). Materielle Not zwingt ihn immer wieder dazu, selbst auf Rupfen aus alten Kartoffelsäcken zu malen.
1959 – 1961
Beteiligung an der Werkstattausstellung des Prießecker Kreises in der Göhrde, einem Zusamenschluss von Künstlern um Emil Kritzky; Einzelaustellungen unter anderem im Jungen Theater in der Marschnerstraße und in der Hamburger Kunsthalle sowie in Schweden. Studienaufenthalt in Florenz. Umzug aus der durchweichten Laube in ein bescheidenes Wohnatelier in der Brockdorfstraße (Rahlstedt).
1962
Erneute Florenzreise, wo seine Werke in mehreren Ausstellungen zu sehen sind.
1963
Das Steinhagen-Haus wird abgerissen – Hamburg verliert eine einzigartige Kunststätte. Bis zuletzt rettet Kriete zusammen mit Freunden was möglich ist vor dem Untergang und notiert später: „Die großen Freiplastiken eines mit letzter Kraft ringenden Menschen – Bulldozer walzten sie in einen Teich”. Heirat mit der Pianistin Brigitte Ahringsmann und Umzug nach Hamburg Poppenbüttel.
1965
Einzelausstellung in der Lübecker Stadthalle. „Dieser Mann weiß etwas mitzuteilen. Er wird von Visionen geschüttelt” schreiben die Lübecker Nachrichten über den Maler. Es folgen Reisen an die Nordsee, in die Ostalpen und die Schweiz, deren Eindrücke Kriete in zahlreichen Werken Gestalt verleiht.
ab 1969
Ausstellungen im Kunsthaus Hamburg, in Querenburg und Bochum.
ab 1970
Eröffnung des eigenen Ateliers am Haus in Poppenbüttel mit einer großen Ausstellung. Eine Reihe von Werkschauen folgen, u.a. im Rahmen einer Hans Henny Jahnn-Gedächtnisausstellung in der Hamburger Staatsbibliothek.
ab 1974
Trotz der eigenen Anforderungen forscht Kriete in akribischer Kleinarbeit den Werken Heinrich Steinhagens nach. Ihm gelingt es, den bedenkenlosen Ausverkauf der noch vorhandenen Werke weitgehend zu verhindern. Darüber hinaus realisiert Kriete für die Hamburger Kunsthalle eine aufsehenerregende Gedächtnisausstellung mit den Werken Steinhagens. Kriete weigert sich konsequent, den Geschmack seiner Zeit zu bedienen und zieht sich zunehmend aus dem zurück, was er den „offiziellen Kunstbetrieb” nennt. Doch nach wie vor unterhält er enge Kontakte zu Malerkollegen wie Emil Kritzky, Jens Cords und Horst Janssen.
1986
Auf Bitten der Wandsbeker Kreuzkirche präsentiert Kriete der Öffentlichkeit ein letztes Mal eine Auswahl von Werken außerhalb seines Ateliers . Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits schwer erkrankt. „Bei Carlo Kriete überwiegt die existentielle Ergriffenheit”, so das Hamburger Abendblatt in einer Kritik, „die seinen Bildern eine unausweichliche Kraft verleiht.”
24.12.1989
Carlo Kriete stirbt am Morgen des Heiligen Abend. Zu diesem Zeitpunkt umfasst sein Œuvre rund 700 Ölbilder, mehr als 4000 Blättern an Aquarellen, Pastellen, Zeichnungen, Holzschnitten, Radierungen und Montagen sowie einen umfangreichen literarischen Nachlass an Lyrik, Prosa und Tagebüchern. Carlo Kriete wird auf dem Friedhof Alt-Rahlstedt beigesetzt.